Milchstau, wunde Brustwarzen oder zu wenig Milch? Erfahre die häufigsten
Stillen gehört zu den schönsten Erfahrungen im ersten Lebensjahr mit dem Baby. Es schafft Nähe, Geborgenheit und versorgt das Kind mit allen wichtigen Nährstoffen. Doch obwohl Stillen als „natürlich“ gilt, erleben viele Mütter gerade am Anfang Stillprobleme. Schmerzen, Verunsicherung oder das Gefühl, nicht genug Milch zu haben, sind weit verbreitet. Studien zeigen, dass rund 70 % der Frauen in den ersten Wochen nach der Geburt Schwierigkeiten haben.
Das bedeutet nicht, dass Stillen scheitern muss. Mit der richtigen Unterstützung, Geduld und ein paar praktischen Tipps lassen sich die meisten Probleme beim Stillen gut in den Griff bekommen. In diesem Ratgeber gehen wir auf die häufigsten Herausforderungen ein, erklären Ursachen und geben konkrete Hinweise, wie du Stillprobleme Schritt für Schritt lösen kannst.
Wenn dich interessiert, wie dein Kind sich parallel zum Stillstart entwickelt, empfehlen wir dir auch unseren Ratgeber Babys Entwicklung Monat für Monat.
Häufige Stillprobleme
Milchstau
Ein Milchstau ist eine der häufigsten Beschwerden beim Stillen. Dabei sammelt sich Milch in den Milchgängen, weil die Brust nicht vollständig entleert wird. Das Gewebe schwillt an, die Brust fühlt sich hart und schmerzhaft an, manchmal treten sogar rote Flecken auf. Viele Frauen klagen über starke Stillschmerzen und fragen sich, wie man am besten einen Milchstau lösen kann.
Typische Symptome:
-
Harte, pralle und empfindliche Brust
-
Lokale Überwärmung und Rötung
-
Druckschmerzen beim Stillen oder Berühren
-
Grippeähnliche Beschwerden wie Fieber oder Schüttelfrost (wenn sich eine Brustentzündung entwickelt)
Wird der Milchstau früh behandelt, verschwindet er innerhalb von 1–2 Tagen. Wichtig ist, weiter zu stillen und die Brust regelmäßig zu entleeren.
Wunde Brustwarzen
Fast jede stillende Mutter kennt sie: wunde Brustwarzen. Besonders in den ersten Tagen nach der Geburt sind die Brustwarzen sehr empfindlich. Ursache ist meist ein falsches Anlegen des Babys. Wenn das Baby die Brustwarze nicht tief genug erfasst, reibt es an der Haut und kleine Risse entstehen.
Typische Symptome:
-
Schmerzen beim Anlegen, manchmal auch zwischen den Stillmahlzeiten
-
Rötungen, Risse oder kleine Blutungen
-
Brennen oder Stechen an der Brustwarze
Wunde Brustwarzen gehören zu den häufigsten Gründen, warum Mütter das Stillen frühzeitig abbrechen. Dabei gibt es viele Wege, die Schmerzen zu lindern – von Stillhütchen über Lanolin-Cremes bis hin zu einer verbesserten Anlegetechnik.
Zu wenig Milch
„Mein Baby wird nicht satt!“ – diese Sorge hören Hebammen täglich. Ein echter Milchmangel ist zwar selten, aber das Gefühl von zu wenig Milch ist ein typisches Stillproblem. Meist liegt die Ursache nicht in der körperlichen Fähigkeit, sondern in äußeren Faktoren: Stress, Müdigkeit oder unregelmäßiges Stillen.
Anzeichen für eine zu geringe Milchmenge:
-
Das Baby nimmt über Wochen nicht genügend zu
-
Weniger als 5–6 nasse Windeln pro Tag
-
Dauerndes Nuckeln ohne sichtbare Sättigung
-
Unruhe und häufiges Schreien
Es ist wichtig, diese Anzeichen im Kontext zu betrachten. Viele Babys haben Phasen, in denen sie häufiger trinken (sogenannte „Cluster-Feeding“-Phasen), ohne dass ein tatsächlicher Milchmangel vorliegt.
Warum Stillprobleme ernst genommen werden sollten
Stillen soll Freude bereiten – und nicht nur Schmerzen oder Sorgen. Werden Probleme nicht ernst genommen, kann das negative Folgen haben:
-
Die Milchproduktion geht zurück, wenn die Brust nicht regelmäßig geleert wird.
-
Schmerzen führen dazu, dass Mütter unbewusst weniger oft anlegen.
-
Unbehandelte Beschwerden wie Milchstau können in eine Brustentzündung übergehen.
Deshalb lohnt es sich, schon bei den ersten Anzeichen Hilfe zu suchen. Hebammen und Stillberaterinnen sind darauf spezialisiert, gemeinsam mit dir Lösungen zu finden.
Erste Selbsthilfe-Tipps
Auch wenn die Ursachen unterschiedlich sind, helfen bei vielen Stillproblemen ähnliche Maßnahmen:
-
Ruhige Umgebung schaffen: Stress wirkt sich direkt auf die Milchbildung aus.
-
Häufig anlegen: Je öfter die Brust entleert wird, desto besser reguliert sich die Milchmenge.
-
Verschiedene Stillpositionen ausprobieren: Sie entlasten Brust und Brustwarzen.
-
Professionelle Unterstützung nutzen: Frühzeitige Hilfe verhindert, dass kleine Probleme größer werden.
Mehr praktische Tipps findest du auch in unserem Artikel Windelwechseln wie ein Profi – denn genauso wie beim Wickeln gilt: Übung macht den Meister.
Ursachen & Lösungen
Stillprobleme können viele verschiedene Ursachen haben – von körperlichen Faktoren über falsche Stilltechnik bis hin zu äußeren Umständen wie Stress oder Schlafmangel. Wer die Hintergründe versteht, kann gezielt Maßnahmen ergreifen.
Ursachen für Milchstau
Ein Milchstau entsteht meist, wenn die Brust nicht vollständig entleert wird. Häufige Gründe sind:
-
Unregelmäßiges Anlegen – das Baby trinkt zu selten oder zu kurz.
-
Ungünstige Stillposition – bestimmte Brustbereiche werden nicht ausreichend entleert.
-
Eng sitzende Kleidung oder BHs – sie drücken auf das Brustgewebe.
-
Stress oder Überlastung – wirkt sich direkt auf die Milchbildung und das Entleeren aus.
Lösungen:
-
Baby häufiger anlegen, auch nachts.
-
Vor dem Stillen Wärme anwenden (z. B. warmes Tuch), nach dem Stillen kühlen.
-
Brust sanft massieren, um den Milchfluss zu unterstützen.
-
Bei Bedarf die Milch per Hand oder Pumpe entleeren.
👉 Tipp: In unserem Beitrag Schlafgewohnheiten von Babys erfährst du, wie du Schlaf und Stillrhythmus besser aufeinander abstimmen kannst.
Ursachen für wunde Brustwarzen
Häufig sind falsches Anlegen und ungünstige Stillpositionen die Hauptursachen. Weitere Gründe:
-
Zu spätes Anlegen – das Baby saugt hastig und unruhig.
-
Verkürztes Zungenbändchen beim Baby – erschwert korrektes Saugen.
-
Zu starkes Abpumpen – kann die Haut reizen.
Lösungen:
-
Das Baby so anlegen, dass es nicht nur die Brustwarze, sondern auch den Warzenhof erfasst.
-
Stillposition wechseln, damit die Brust gleichmäßig belastet wird.
-
Luft an die Brustwarzen lassen, nach dem Stillen Muttermilch auftragen (wirkt heilend).
-
Bei starken Schmerzen kurzfristig Stillhütchen einsetzen.
Ursachen für zu wenig Milch
Oft steckt kein körperliches Problem dahinter, sondern äußere Faktoren. Typische Ursachen:
-
Zu seltenes Anlegen – die Milchproduktion richtet sich nach der Nachfrage.
-
Stress und Schlafmangel – hemmen die Ausschüttung des Hormons Oxytocin.
-
Frühzeitiges Zufüttern mit Flasche – das Baby trinkt weniger an der Brust, die Milchbildung geht zurück.
-
Ungünstige Ernährung oder Flüssigkeitsmangel – können sich auswirken.
Lösungen:
-
Häufiges und längeres Anlegen – auch Clusterfeeding-Phasen nutzen.
-
Viel Hautkontakt („Bonding“) zwischen Mutter und Baby.
-
Ausreichend trinken und ausgewogen essen.
-
Ruhepausen einplanen, Stress reduzieren.
-
Unterstützung durch Hebamme oder Stillberaterin suchen.
👉 Mehr zur gesunden Ernährung findest du in unserem Ratgeber Baby-Ernährung im ersten Lebensjahr.
Tipps zur Vorbeugung
Viele Stillprobleme lassen sich mit der richtigen Vorbereitung und ein paar einfachen Regeln vermeiden.
1. Richtiges Anlegen von Anfang an
Schon im Kreißsaal oder Geburtshaus sollte das Baby an die Brust gelegt werden. Eine gute Anlegetechnik ist die beste Vorbeugung gegen Schmerzen und Milchstau.
2. Häufiges Stillen
Mindestens 8–12 Mal in 24 Stunden. Je öfter die Brust entleert wird, desto besser reguliert sich die Milchmenge.
3. Unterschiedliche Stillpositionen
Wechsel zwischen Wiegehaltung, Football-Haltung oder Seitenlage. Dadurch werden alle Bereiche der Brust gleichmäßig entleert.
4. Auf den eigenen Körper hören
Müdigkeit, Schmerzen oder Spannungsgefühle nicht ignorieren. Frühzeitig gegensteuern.
5. Stress reduzieren
Eine ruhige Atmosphäre unterstützt den Milchfluss. Hilfreich sind Atemübungen oder kleine Pausen im Alltag.
6. Fachliche Unterstützung annehmen
Hebammenbesuche im Wochenbett sind eine wertvolle Hilfe. Sie erkennen Stillprobleme früh und geben konkrete Tipps.
👉 Siehe dazu auch unseren Artikel Sichere Schlafpositionen für Neugeborene – eine ruhige Schlafumgebung unterstützt Mutter und Kind gleichermaßen.
Kleine Alltagshelfer
-
Stillkissen: entlastet Rücken und Arme.
-
Lanolin-Creme: schützt und pflegt Brustwarzen.
-
Milchpumpe: entlastet bei Milchstau oder wenn die Mutter eine Pause braucht.
-
Kühlpads/Warmkompressen: helfen bei Spannungsgefühlen.
Hilfe durch Stillberatung
Viele Stillprobleme lassen sich mit der richtigen Unterstützung schnell lösen. Neben Hebammen gibt es spezialisierte Stillberaterinnen, die Mütter individuell begleiten.
Wann lohnt sich Stillberatung?
-
Bei anhaltenden Stillschmerzen oder wiederkehrendem Milchstau
-
Wenn das Baby nicht ausreichend zunimmt
-
Bei Unsicherheit über die richtige Stillposition
-
Wenn das Stillen psychisch belastend wird
Stillberaterinnen nehmen sich Zeit, beobachten das Anlegen und zeigen Schritt für Schritt, wie Probleme gelöst werden können. Oft genügt schon eine kleine Korrektur, um Schmerzen deutlich zu lindern.
👉 Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für Stillberatung im Rahmen der Hebammenhilfe. Es lohnt sich, frühzeitig nachzufragen.
FAQ
1. Soll ich trotz Milchstau weiter stillen?
Ja, unbedingt. Regelmäßiges Anlegen ist die wichtigste Methode, um einen Milchstau zu lösen. Unterstützend wirken Wärme vor und Kühlung nach dem Stillen.
2. Was tun bei wunden Brustwarzen?
Brustwarzen nach dem Stillen an der Luft trocknen lassen und etwas Muttermilch auftragen. Lanolin-Creme kann zusätzlich helfen. Wichtig: Prüfen, ob das Baby korrekt angelegt ist.
3. Wie erkenne ich, ob mein Baby genug Milch bekommt?
Ein guter Hinweis sind 5–6 nasse Windeln pro Tag und eine kontinuierliche Gewichtszunahme. Unruhe allein ist kein sicherer Hinweis auf zu wenig Milch.
4. Sind Stillprobleme ein Grund abzustillen?
Nein. Die meisten Probleme beim Stillen lassen sich mit einfachen Maßnahmen beheben. Abstillen sollte nur in seltenen Ausnahmefällen und nach Rücksprache mit Fachpersonal erfolgen.
5. Was tun, wenn Stillen einfach nicht klappt?
Manchmal, trotz aller Bemühungen, funktioniert es nicht. In solchen Fällen ist es wichtig, sich keinen Druck zu machen. Es gibt viele gesunde Alternativen wie Pre-Nahrung. Nähe und Bindung entstehen nicht nur durchs Stillen.
Fazit
Stillprobleme sind häufig, aber selten ein Grund, das Stillen ganz aufzugeben. Ob Milchstau, wunde Brustwarzen oder das Gefühl von zu wenig Milch – fast immer gibt es eine Lösung.
Wichtige Punkte im Überblick:
-
Ursachen erkennen: falsches Anlegen, Stress, unregelmäßiges Stillen.
-
Früh handeln: Milchstau sofort behandeln, Schmerzen ernst nehmen.
-
Vorbeugen: richtige Stillposition, häufiges Anlegen und Unterstützung im Alltag.
-
Hilfe annehmen: Hebammen und Stillberaterinnen stehen jederzeit zur Seite.
Stillen soll Freude und Nähe bringen. Mit Geduld, Ruhe und Unterstützung wird es zu einer wertvollen Erfahrung für Mutter und Kind.
👉 Lies dazu auch unseren Artikel Baby-Ernährung im ersten Lebensjahr – er ergänzt die Informationen rund ums Stillen ideal.